Lektionen im Blick auf Corona

Wann: Samstag, den 24. September 2022, von 09.30-16.30 Uhr

Wo: In den Räumlichkeiten der Christlichen Gemeinde Saland, Au 47, 8493 Saland

Gerne weisen wir auf diese Konferenz hin, welche von der KfG Schweiz organisiert wird. Folgende Themen stehen auf dem Programm:

«Spannungsfeld Christ und Staat»  

«Massnahmen der Regierungen und ihre Auswirkungen»

«Gibt es eine Agenda?» 

«Als Gemeinde in die Zukunft»

Weitere Informationen und Anmeldung siehe auf der Webseite der KfG: https://www.kfg.ch/esra-tag/

«Widerstehet»

Am 30. August 1942 hielt auf Bitte hin der «Jungen Kirche» Pfarrer Walter Lüthi in Zürich eine bemerkenswerte und auch höchst bedenkenswerte Predigt zu Röm.8,31-39 mit dem Thema «Widerstehet».

Bemerkenswert deshalb, weil damals der Zweite Weltkrieg heftig tobte und der Bundesrat beschlossen hatte, dass flüchtige Juden an den Schweizergrenzen abgewiesen werden sollten u. a. mit der seither zum geflügelten Wort gewordenen Begründung: «Das Boot ist voll». Lüthi nahm kein Blatt vor den Mund und bezeichnete diesen Beschluss für das christliche Gewissen als «belastend». Und zwar in dreifacher Weise: Erstens sei ein solcher Beschluss lieblos, zweitens sei er heuchlerisch und drittens fördere er zutage, wie undankbar wir Schweizer geworden sind.

Bedenkenswert ist diese Predigt, weil seine Beobachtung und Wahrnehmung, wie sich die Kirchen in der Schweiz im Allgemeinen verhielten, auch uns Christen von heute herausfordert. Nachdem Lüthi die Situation der Christen zu Neros Zeiten im Kontrast des Römerbriefs betrachtet, stellt er die Frage in den Raum, weshalb es denn bei uns in der Schweiz keine Christenverfolgung gebe, so wie es damals die Gläubigen in Rom erleben mussten. Zuerst nannte er eine durchaus positive These, die er aber als eher unwahrscheinlich empfand. Daher kam er auf einen zweiten – allerdings negativen – Grund zu sprechen, der ihm zur Beschämung von uns Christen viel zutreffender erschien. Hierzu sein Originalton – das folgende Zitat ist entnommen aus: Walther Lüthi (Anhang: Rudolf Bohren) | «Kriegszeit und Gottes Wort» | Digitale Version herausgegeben von Hans Käser, Arequipa, Peru | Version 2016/1 | Seite 9f):

«Warum ist das so bei uns? Warum gibt es bei uns noch keinen Nero und noch keine Verfolgung? Habt ihr euch das auch schon gefragt? Das kann zwei Gründe haben. … Aber ausserdem ist noch ein zweiter Grund möglich, warum es bei uns noch keine Christenverfolgungen gibt. Und der ist für uns wenig schmeichelhaft. Es gibt nämlich in jedem Volk, auch im unsrigen, wie wir eingangs hörten, ein gewisses Mass von menschlicher Ungerechtigkeit, von ungerechten Verhältnissen und gottwidrigen Zuständen. Und weil das in jedem Volk so ist, darum ist der Christ dazu aufgerufen, solchem Unrecht gegenüber Stellung zu nehmen. Christus nennt das «bekennen vor den Leuten». Und nun ist hier eine merkwürdige Beobachtung zu verzeichnen: So sehr man sich nämlich als Christ in dieser Welt beliebt machen kann dadurch, dass man etwas tüchtiges leistet, so sehr macht man sich als Christ unbeliebt bis verhasst dadurch, dass man Stellung bezieht und – bekennt. So sehr jede einigermassen gutberatene Regierung den Christ als stillen Bürger schätzt, weil er in Ordnung und Gottesfurcht lebt, so sehr empfindet dieselbe Regierung den Christ als unbequem und unerwünscht, sobald er nicht nur seiner Bürgerpflicht nachkommt, sondern auch seiner Bekenntnispflicht. Ein Täufer kann siebzig- oder hundertjährig werden, solange er dem Herodes wertvollere Soldaten heranzieht. Aber an dem Tage, da der Täufer (Johannes) sagt: «Es ist nicht recht», hat er’s verschüttet.

Und da wächst uns nun die etwas atembeengende Frage entgegen, ist am Ende bei uns deswegen der Schatten des Nero nicht deutlich sichtbar, weil das Bekenntnis der Christen nicht deutlich hörbar ist? Mit anderen Worten, gibt es am Ende bei uns deswegen immer noch so wenig verhasste, dagegen so viel allgemein beliebte Pfarrer und geschätzte Kirchenpfleger und erwünschte Gemeindeglieder, weil es noch so viele harmlose oder schlaue Pfarrer, so viel vorsichtige Kirchenpfleger und so viele schweigsame Gemeindeglieder gibt da, wo man nicht schweigen dürfte? Ich möchte diese Frage nicht selber beantworten; als Frage, des Nachdenkens wert, möchte ich sie euch mitgeben.»

Es lohnt sich durchaus in unserer Zeit, diese Predigt aufmerksam zu lesen, auch noch mit dem kurzen Anhang, wo Prof. Rudolf Bohren sich in einem Interview u. a. zu dieser Predigt äussert. Hier als PDF verfügbar:

Netzwerk Kirche und Corona

«Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und Helfer.» Sacharja 9,9b

Der erste Advent steht unter dem Zeichen des Evangeliums von Jesu Einzug in Jerusalem. Jesus reitet auf einer Eselin nach Jerusalem, die Menschen jubeln ihm wie einem König zu. Sein Einzug in Jerusalem ereignet sich nach der Prophetie aus Sacharja 9,9-10:

«Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin. Denn ich will die Wagen wegtun aus Ephraim und die Rosse aus Jerusalem, und der Kriegsbogen soll zerbrochen werden. Denn er wird Frieden gebieten den Völkern, und seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis zum andern und vom Strom bis an die Enden der Erde.»

Dieser königliche Messias, der hier angekündigt wird, steht in scharfem Kontrast zu dem, was eigentlich ein König ausmacht: Reichtum, Streitrosse, eine starke und gut bewaffnete Armee, um siegreich Krieg zu führen. Noch merkwürdiger wird es, wenn man bedenkt, was mit Jesus dann in Jerusalem geschieht: Er wird nicht inthronisiert, sondern hingerichtet. Doch in dieser scheinbaren Niederlage erringt er den grössten Sieg, denn er ist nicht gekommen, um gegen Könige und Armeen zu kämpfen, sondern gegen Hölle, Tod und Teufel.

Der gleiche Prophet Sacharja kündigt an (Sacharja 4,6): «Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der HERR der Heerscharen». Der Geist Gottes ist auch der Lebenshauch Gottes. Der Tod wird nicht durch die Heerscharen Gottes besiegt, sondern durch seinen lebensspendenden Geist.

So haucht der auferstandene Jesus seine Jünger mit diesem Lebenshauch Gottes an und sagt zu ihnen: «Friede sei mit euch! Nehmt hin den heiligen Geist!» (Johannes 20,21-22). Am ersten Advent besinnen wir uns darauf. Mehr von diesem lebensspendenden Geist des Friedens und weniger Kriegsrhetorik im Kampf gegen Tod und Krankheit tut not.